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Lungta

Ausstellung XX. Revolution

Rohkunstbau, Kulturschloss Roskow, 2014

 

"(...) Einzig Eva Castringius hat sich mit einer wirklichen, anhaltenden Revolution beschäftigt, nämlich mit der Chinisierung Tibets. Sie zeigt in mehreren hundert Fotos einer lan­gen Reise 2013 von Chengdu in Se­chuan aus durch Tibet und nach Ne­pal die nachhaltige, radikal-revolu­tionäre Modernisierung Tibets durch die Chinesen und den dezen­ten Widerstand der Tibeter. Die Fo­tos auf Transparentpapier im DIN­A-4-Format sind über Kopfhöhe an bunten Leinen aufgehängt, die von den oberen Ecken aus, ähnlich den Gebetsfahnen der Stupas, durch den Raum gespannt sind. Außerhalb die­ser Ordnung ist nur ein großes Farb­foto ins Fenster montiert, auf dem Exiltibeterinnen in Nepal auf tradi­tionelle Art Wolle spinnen. Die Fo­tos sind als kleine Serien geordnet, z.B. der jungen Pilger, die zu Fuß, streckenweise auf den Knien, 60 km nach Lhasa wallfahren, um dort den Potala-Palast für die Mönche neu weiß zu streichen. (Diesen Droh­nenstaat wollen die Chinesen zer­stören.) Unterwegs treffen sie auf die modernen Pilger, die Touristen. Andere Serien zeigen Tempel und Klöster, im Kontrast dazu die ärmli­che Lebensweise der Bauern; dann das fantastische Mount-Everest-Pa­norama aus dem Flugzeug und als Kontrast die rabiate Zerstörung der Landschaft durch Berg- und Tras­senbau, Staudämme und Chemie, auf der Suche nach seltenen Erden, Mineralien und Kohle. Darauf kommt es Eva Castringius offenbar an: den Kontrast zwischen umwäl­zender Industrialisierung und den dezenten kulturellen Protesten der Tibeter an Bildern hervortreten zu lassen. Ihre Arbeit heißt Lungta, ,, Windpferd" wie die buddhisti­schen Gebetsfahnen und ist „ein kleiner Beitrag" zur neuen Wider­standsbewegung Lhakar, d. h. wei­ßer, glücksverheißender Mittwoch (und Geburtstag des Dalai Lama), an dem die Aktivisten „sich festlich kleiden, nur tibetisch sprechen und essen und in den Tempel gehen"."(Hermann Pfütze, Rohkunstbau XX, Revolution und Illusion, Schloß Roskow, 6.7. – 21.9.2014, in: Kunstforum Bd. 228, 8/9 2014.)

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